Das Spiel der fünf Tiere
Das Spiel der fünf Tiere (chinesisch Wu Qin Xi) gehört zu den ältesten Qi Gong-Übungsreihen. Als Begründer gilt der berühmte chinesische Arzt Hua Tuo. Hua Tao lebte im 2. Jahrhundert n. Chr. und wird als der Ur-Vater der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) bezeichnet. In seinen Studien beobachtete er das Verhalten und die Bewegungen von verschiedenen Tieren und entwickelte daraus eine Übungsreihe, die in Anlehnung an die fünf Elemente (Wuxing) den Vogel (Kranich), Affen, Tiger, Bären und Hirsch darstellt.
Bei der Durchführung der Bewegungsreihe versetzt sich der Übende in die Gestalt des jeweiligen Tieres und erfährt/erspürt in diesem Zuge seine Kraft, die Eigenart und das "Wesen". Dadurch sollen Körper und Geist gekräftigt, Krankheiten vorgebeugt und ein Zustand absoluter Entspannung und Zufriedenheit erreicht werden. Hua Tao überliefert u.a. dazu folgendes: "... wenn ich mich nicht wohl fühle, übe ich das Spiel der Tiere, schwitze etwas und mir geht es besser."
Das Spiel der fünf Tiere gilt als bedeutendster Vorläufer des Tai Chi Chuan (Taijiquan) und den daraus entstandenen Kampf- und Bewegungskünsten.
Was ist KungFu / WuShu?
KungFu
In Europa und den USA versteht man unter KungFu (Pinyin-Umschrift: GongFu) im allgemeinen verschiedene chinesische Kampfkunststile (Wikipedia).
Bekanntheitsgrad hat der Begriff hauptsächlich durch die in den USA produzierten Filme (Eastern) von Bruce Lee erhalten.
In China bedeutet der Begriff KungFu jedoch ganz einfach "harte, fleißige und erfolgreiche Arbeit". Aus diesem Grund ist der Begriff KungFu im chinesischen Sprachgebrauch traditionell keine spezielle Bezeichnung für die Kampfkünste, sondern beschreibt ausschließlich, dass man etwas durch harte und ausdauernde Arbeit / Anstrengung erreichen möchte oder erreicht hat. Dies kann sich auf alle Tätigkeiten des Lebens beziehen.
So arbeitet der Kalligraph bis zur Perfektion an seinen Schriftzeichen, ein Spitzenkoch arbeitet an der Vollkommenheit seiner Speisen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Für den Kampfkünstler bedeutet das ein ständiges Streben nach Vervollkommnung seiner Kunst.
„Kung Fu ist das Unterfangen des Menschen, sich durch ständiges Bemühen zu vervollkommnen. Was immer wir auch tun, stets kommt in unserem Tun unsere innere Verfassung zum Ausdruck. Wenn wir unser Handeln vervollkommnen, vervollkommnen wir uns selbst.“
– Taisha Abelar
WuShu
In China wird als Oberbegriff für die chinesischen Kampfkünste WuShu verwendet. Hierbei kann zwischen modernem und traditionellem WuShu unterschieden werden. Während vereinfacht gesagt werden kann, dass im modernen WuShu der akrobatische Aspekt im Vordergrund steht, so ist es im traditionellen WuShu die Kampftechnik auf die der Fokus gerichtet ist. Des Weiteren lässt sich das WuShu in die innere (Tai Chi Chuan, BaguaZhang etc.) und äußere Schule (Langfaust: z.B. Shaolin; Kurzfaust: z.B. Wing Chun) aufgliedern.
Verwendung in Deutschland
In Deutschland haben sich mittlerweile beide Begriffe etabliert, wobei KungFu durch Film und Fernsehen wohl weiterhin den höheren Bekanntheitsgrad besitzen dürfte und somit bedenkenlos als Synonym für die chinesischen Kampfkunststile verwendet werden kann.
Die fünf Elemente (Wuxing)
Die Fünf-Elemente-Lehre/Lehre der fünf Wandlungsphasen (chin. Wuxíng = fünf Wandlungsphasen/fünf Elemente) ist in der chinesischen Philosophie verankert und besitzt eine zentrale Bedeutung in vielen Bereichen des Lebens. Als Beispiel kann hier die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die chinesischen inneren Kampfkünste (z.B. Taijiquan, Qigong, Xingyiquan, Baguazhang) und das Feng Shui genannt werden.
Als daoistische Theorie zur Naturbeschreibung untersucht sie Gesetzmäßigkeiten, nach denen dynamische Prozesse (Wandlungen) ablaufen. Die Aufteilung aller Dinge erfolgt in fünf Grundelemente: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Jedes Element hat verschiedene Eigenschaften und steht für unterschiedliche Bereiche, doch sie bedingen einander und gehen auseinander hervor.
Die fünf Elemente unterliegen einer ständigen Änderung/Wandlung. Sie stehen in einer zeugenden und zehrenden Beziehung zueinander. Dieser ständige Wandel stellt einen Zyklus dar, welcher auf verschiedenste Abläufe (z.B. im menschlichen Körper) angewendet wird. Dieser Zyklus setzt sich unendlich fort, dabei verändert jeder Prozessdurchlauf die Ausgangslage für den kommenden Durchlauf.
Das Prinzip dieses Kreislaufes kann anschaulich durch das folgende Schema dargestellt werden:
Erfolgt der Zyklus in der "natürlichen" Reihenfolge, spricht man vom "Nährungszyklus":
Holz brennt und nährt so das Feuer,
daraus entsteht Asche bzw. Erde,
in der Erde entstehen Erze (Metall),
diese Metalle (Spurenelemente/Mineralien) beleben das Wasser,
das Wasser nährt Bäume und Pflanzen und lässt das Holz wachsen.
Jedes Element entwickelt sich durch Schwächung seines Vorgängers. Dies bezeichnet man als "Schwächungszyklus" (entgegen der "natürlichen" Reihenfolge):
Holz nimmt Wasser auf,
Wasser lässt Metall korrodieren,
Metall zieht Mineralien aus der Erde,
Erde erstickt Feuer.
Feuer verbrennt Holz.
Jedes Element wirkt dazu auf seinen Nach-Nachfolger. Dies wird als "Kontrollzyklus" bezeichnet:
Holz (Bäume/Pflanzen) reguliert den Nährstoffgehalt der Erde (Entzug der Nährstoffe)
Erde bestimmt die Konsistenz von Wasser/ hält Wasser auf
Wasser kontrolliert/löscht Feuer
Feuer schmilzt/verändert Metalle
Metall scheidet/spaltet Holz.
Ausserdem wirkt jedes Element auf seinen Vor-Vorgänger. Dies wird als "Schädigungszyklus" bezeichnet:
Holz stumpft Metall ab,
Metall nimmt Hitze (Feuer) auf,
Feuer lässt Wasser verdampfen,
Wasser weicht Erde auf,
Erde erstickt Holz/lässt Holz verrotten.
Sämtliche Dinge des Lebens können den fünf Elementen zugeordnet werden. So entspricht jede Farbe, Tageszeit, Organe, Gefühle, Geschmack, Tiere, Himmelsrichtung etc. einem der fünf Elemente.
Dies kann wie folgt aussehen:
Element: | Farbe: | Tier: | Lebensalter: |
Aktionszustand/Aktionsqualität |
Holz | Grün | Bär | Geburt und Wachstum | Aufbruch, Wachstum, Entwicklung eines Handlungsimpulses, Expansion, Steigen |
Feuer | Rot | Vogel | Ausbildung und Entwicklung |
Ausgestaltung, dynamische Phase, Aktion |
Erde | Gelb | Affe | Reife und Übergang | wandelnd, umwandelnd, verändernd: Fruchtbildung |
Metall | Weiß | Tiger | Nachreife und Ernte | Reife, Kontraktion, Kondensation, Ablösung, Sinken |
Wasser | Blau | Hirsch | Abbau und Genuss der Ernte | Betrachtung, Lageerfassung, Ruhe |
Die fünf Elemente sind Bestandteile des unendlichen Wechsels zwischen Yin und Yang. So findet sich in jedem Element Yin als auch Yang und jedes Yin oder Yang enthält einen Teil der Elemente.
Die daoistische Lehre der fünf Elemente unterscheidet sich von der buddhistischen. Statt der beiden Elemente Holz und Metall kennt der Buddhismus die Elemente Luft und Leere. In anderen Kulturen finden sich ähnliche Lehren wieder.So gab es in der griechischen Philosophie die Vier Elementlehre mit den Aspekten Feuer, Wasser, Erde, Luft die teilweise um den Äther als fünftes Element erweitert wurde.